Andacht von Ronzo an der Waldweihnach 2017
zum Text: „Eine Wintergeschichte“ von Max Bollinger

Ich hoffe, dass jeder von euch heute nach der Waldweihnacht in eine warme Wohnung zurückkehren kann. Nach einem Ausflug in Schnee und kalter Winterluft ist es einfach schön, sich wieder an einem warmen Heizkörper, oder vielleicht sogar am Kachelofen aufzuwärmen.

Das war nicht immer so: lange Zeit wohnten Menschen im Winter bei ihren Tieren, um nicht zu erfrieren. Ihnen fehlte es an Holz zum Heizen, oder auch dichten Fenstern und Türen, die die Wärme im Haus hielten. Nur Reiche, wie der Mann in der Geschichte konnten sich eine warme Stube für sich und einen Hütebuben für die Tiere leisten, um nicht selbst in die Kälte zu müssen.

Doch der Mann bekommt zu spüren, dass nicht nur die Wärme des Feuers im Ofen wichtig für uns ist: Er ist kalt, geizig und hartherzig zu dem Jungen, der sich bei ihm doch nur aufwärmen will und deshalb sitzt der Mann bald ganz alleine in seinem Haus. Da macht er sich auf die Suche nach dem Jungen und den seinen Tieren und bekommt zu spüren, wie kalt es draußen ist, wo er den Buben gelassen hatte. Sein Geld, das Feuer im Ofen und sein warmer Mantel helfen ihm nichts mehr: er ist allein, hilflos und friert.

Aber der Stern am Himmel führt ihn zu einer Tür, die ihm offen steht: die Tür im Stall. Drinnen ist es sicher nicht arg viel wärmer als draußen, aber es gibt etwas, das sein Herz, seine Seele erwärmt: das Wiedersehen mit denen, die er gesucht hatte und vor allem der Anblick des Kindes in der Futterkrippe, das ihn einfach so anlächelt.  Jetzt versteht er, was wirklich wichtig ist: Freundlichkeit ohne jede Vorbedingung und Hintergedanken. Ein Lächeln - einfach nur so - und eine offene Tür, um das, was man hat, mit anderen zu teilen.

„Wenn du ein Kind siehst, hast du Gott auf frischer Tat ertappt!“ soll Martin Luther gesagt haben. Dieser Spruch könnte nicht weihnachtlicher sein: Jesus Christus kam als unschuldiges Baby zu uns auf die Welt, um uns von unseren Sünden zu befreien. Maria und Josef standen auf der Suche nach einer Herberge nur vor verschlossenen Türen, oder bekamen einen Spalt breit geöffnete Türen vor der Nase zugeschlagen. Trotzdem stand die Türe des Stalls für jeden offen. Jeder durfte eintreten: Hirten und Könige, denn Gott macht keine Unterschiede:  wie ein Baby jeden anlächelt, will Gott allen Freude schenken und hofft, dass wir Christen diese Freude an unsere Mitmenschen weitergeben.

Natürlich machen uns die Geschenke, die wir an Weihnachten bekommen, eine Freude! Nachhaltiger als jedes teure Stück unter dem Weihnachtsbaum sind vielleicht ganz andere Dinge:

  • ein liebes Wort, mit dem du so vielleicht gerade gar nicht gerechnet hat...
  • Zeit, die sich jemand für dich nimmt, obwohl es eigentlich dafür gerade viel zu stressig ist…
  • eine helfende Hand, um die du nicht gebeten hast, obwohl du sie vielleicht dringend brauchst…
  • ein „Es tut mir leid“, das einen Streit beendet...
  • ein Anruf eines Freundes, an den du oft denkst, den du aber in der Hektik des Alltags aus den Augen verloren hast…

In solchen Momenten öffnen sich uns Türen, die verschlossen waren, oder zuzufallen drohten. Dann ist Weihnachten ganz nah.  

Gebet:
Lieber Gott, hilf uns die Türe zu unserem Herzen zu öffnen, damit wir offen sind für deine frohe Botschaft und für unsere Mitmenschen. Gib uns in der Weihnachtszeit und darüber hinaus einen Blick dafür, wie wir die Freude über die Geburt deines Sohnes an andere weitergeben können. Lass uns unvoreingenommen und nachsichtig wie das Jesuskind in der Krippe sein und schenke uns ein friedliches Weihnachtsfest im Kreise lieber Menschen.

Amen